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Wenn Zwänge das Leben beherrschen und zur Krankheit werden

Updated: Sep 14, 2021


Ich lebe im Exil – in England



Meine Art von #Zwangstörung bedeutet, dass sich bestimmte Orte & Menschen für mich kontaminiert anfühlen, allerdings nicht durch Keime.



Diese weniger bekannte Art von Zwangsstörung wird als Emotionale Kontamination bezeichnet. Ich bin nicht in der Lage, überall hinzugehen, wo ich will. Meine Zwänge haben mich dazu getrieben, aus meinem Heimatland Deutschland wegzurennen – immer auf der Flucht vor der emotionalen Kontamination, quer durch Europa und sogar bis nach Kanada. Jedes Mal musste ich alles und alle Freunde zurücklassen, um ein neues, sauberes Land oder zumindest eine andere, nichtverseuchte Stadt zu finden.



England ist für mich auch nicht ganz sauber, doch es ist viel sauberer als Deutschland und, zum Beispiel, die Schweiz, die »mit Deutschland« durch mein Verschulden in bestimmten Regionen verseucht wurde.



Mein Verlobter ist Engländer. Wir leben in seinem Land. Zum letzten Mal war ich 2009 in Deutschland. Die kontaminierte Schweiz habe ich 2010 verlassen. Hier in England lebe ich nun wie im Exil, doch dieses existiert nur in meinem Kopf!



Der genaue Grund, warum Deutschland für mich »verseucht« ist, ist, dass meine Zwangsstörung mir sagt, dass meine eigenen Eltern und meine ganze Familie »schmutzig« sind. Nicht durch Keime schmutzig, sondern sie selbst sind es, die schmutzig und verseucht sind. Zwölf Jahre habe ich meine Eltern und den Rest meiner Familie nicht mehr gesehen!



Auch meine Vergangenheit fühlt sich schmutzig an. Wegen dem, was ich getan habe. Wegen meiner Verbindung zu meinen Eltern.



Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob es »nur« meine Eltern sind, die meine Kontaminationsquelle sind oder auch ich selbst. Denn *ich* habe Dinge in der Vergangenheit auch schmutzig gemacht. Vielleicht, weil ich meine Eltern durch Kreuzkontamination übertragen habe, doch ich bin mir nicht sicher.



Ich liebe die Stadt Zürich unheimlich, und es ist mein Traum, dorthin zurückzukehren. Falls nicht, um dort zu leben, dann zumindest für einen Kurzurlaub oder so. Ich habe dort drei Jahre gelebt und… ach du meine Güte… ist die Stadt in dieser Zeit mit Deutschland/meinen Eltern schmutzig geworden. Es ist schon irgendwie lustig, denn in Zürich leben etwa 30.000 Deutsche, und niemand tut Zürich »etwas zuleide«. Nur ich und meine Eltern.



Wie jeder Mensch werde ich immer älter und älter und denke darüber nach, was ich noch in meinem Leben erreichen möchte. Ich möchte wirklich dort hingehen, wo ich Lust habe. Aber meine schwere Zwangsstörung hat mich bisher einfach nicht gelassen. Zürich und die Schweiz fehlen mir wirklich sehr. Wenn ich nicht das Bedürfnis hätte, dorthin zurückzukehren, würde es mir gut gehen. Doch ich habe diesen Wunsch, und er zerreißt mich!



Die am meisten empfohlene Methode zur effektiven Behandlung von Zwangsstörungen ist ERP (Expositions- und Reaktionsprävention). Um meine Zwangsstörung besser in den Griff zu bekommen, habe ich im April mit ERP-Therapie begonnen. ERP gehört zur kognitiven Verhaltenstherapie.

Lebensmittel aus dem »verseuchten« Deutschland zu kaufen, war eines meiner ersten Übungen. Ich steigere den Grad der »Verseuchung« Schritt für Schritt.



Außerdem bin ich auch in der Gesprächstherapie und finde, dass beides zusammen am besten funktioniert (anstatt nur ERP!). Ohne in meine Vergangenheit und Kindheitstrauma zu schauen, und ohne ACT und zu lernen, mich selbst leiden zu können, würde etwas fehlen, um mit ERP etwas erreichen zu können, denn ich könnte es gar nicht aushalten. In der Vergangenheit hat es auch nie wirklich geklappt.



Hast du auch Erfahrung mit Zwängen und ERP-Therapie?


Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, möchtest du vielleicht noch mehr Interessantes auf meiner Website hier lesen: www.katjagschulz.com





Konfrontation mit Ängsten



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